Ursachen und Risikofaktoren für das Karpaltunnelsyndrom

In sehr vielen Fällen lässt sich die genaue Ursache des Karpaltunnelsyndroms rückwirkend nicht mehr feststellen. Jedoch sind eine Reihe begünstigender Faktoren bekannt, genauso wie eine Reihe komorbider, also gleichzeitig auftretender Erkrankungen. So lässt sich das KTS oftmals gemeinsam mit rheumatischen Erkrankungen, Arthrose oder Stoffwechselerkrankungen wie Gicht oder Diabetes mellitus diagnostizieren, wobei der Diabetes mellitus nicht nur eine Komorbidität, sondern auch eine vermutete Ursache des Karpaltunnelsyndroms ist.

Als weitere Ursachen gelten Nierenerkrankungen, Schilddrüsenfehlfuntkionen, Alkoholmissbrauch, erhöhter Venendruck, bakterielle Infektionen im Bereich der Handwurzel, Überanstrengung der Arbeitshand und daraus resultierende Sehnenscheidenentzündungen, die die Entstehung eines KTS begünstigen. Auch eine Schwangerschaft, Handgelenks- oder Unterarmbrüche mit anschließender Vernarbung des Karpaltunnels und angeborene anatomische Enge des Karpaltunnels können ein Karpaltunnensyndrom verursachen.

Anatomische Ursachen und Risikofaktoren

Hände an TastaturZu den anatomischen Ursachen und Risikofaktoren für ein Karpaltunnelsyndrom gehören vor allem konstitutionelle Enge des Karpaltunnels, aber auch Knochenbrüche, vernarbte Sehnenscheiden und andauerndes manuelles Arbeiten. Der Karpaltunnel an sich ist also reizempfindlich und kann sowohl durch Traumata wie Unfälle und Trümmerbrüche eingeengt werden, aber auch durch Überlastung der Hände. Aus diesem Grund sind vom Karpaltunnelsyndrom in erster Linie Frauen betroffen, denn Frauen arbeiten häufiger an Computerarbeitsplätzen. Kontinuierliche Computerarbeit überlastet die Sehnenscheiden der langen Beugesehnen, die ebenfalls durch den Karpaltunnel verlaufen. Im Zuge der Entzündung kann das Gewebe vernarben, die Sehnen werden unbeweglich und klemmen den Nervus medianus ein.

Ein beginnendes Karpaltunnelsyndrom ist schwer zu diagnostizieren

Aufgrund der Nähe von Beugesehnen und Mittelarmnerv ist das Karpaltunnelsyndrom im Anfangsstadium schwer zu diagnostizieren. Orthopäden oder Allgemeinchirurgen denken bei nach Überanstrengung auftretenden Symptomen häufig zuerst an eine simple Sehnenscheidenentzündung, obwohl das KTS oftmals schon vorliegt. Im Zweifel konsultieren Sie also lieber einen speziellen Handchirurgen oder einen Neurologen, der schnelle und gezielte diagnostische Maßnahmen ergreift.

Die anatomische Enge des Karpaltunnels kann neben verschiedenen Verletzungen und Überanstrengung der Arbeitshand außerdem auch durch starkes Übergewicht ausgelöst werden. Die Entstehung der Verengung folgt dabei demselben Ablauf, fußt jedoch auf zu viel Unterhautfettgewebe, welches von außen auf das Karpaldach drückt, den Tunnel verengt und den Mittelarmnerv abdrückt. Wassereinlagerungen während der Schwangerschaft führt bei Schwangeren häufig auch zu einem Karpaltunnelsyndrom. Genauere Informationen finden Sie unter dem Punkt Karpaltunnelsyndrom und Schwangerschaft.

Krankheiten als Ursache für ein Karpaltunnelsyndrom

40222Neben den anatomischen Ursachen gibt es eine Reihe systemischer Ursachen und Risikofaktoren, die das KTS auslösen oder zumindest begünstigen können. Vor allem Stoffwechselerkrankungen der Schilddrüse, aber auch Diabetes Typ II und Gicht stehen im Verdacht, die Entstehung des Karpaltunnelsyndroms zu begünstigen. Eindeutige medizinische Belege gibt es jedoch bislang nicht.

Als weitere systemische Ursachen des KTS führen Mediziner Infektionen im Bereich der Handwurzel, Erkrankungen und Schädigungen der Nieren sowie dauerhaften Alkoholmissbrauch an. Darüber hinaus kann auch ein erhöhter Venendruck, wie ihn Dialysepatienten oftmals haben, ein Karpaltunnelsyndrom auslösen.

Trotz dieser vielen bekannten Ursachen und Risikofaktoren bleiben die genauen Hintergründe des Karpaltunnelsyndroms oftmals unbekannt, denn viele Betroffene erfüllen gar keine der hier aufgelisteten Kriterien. Es ist also davon auszugehen, dass das Karpaltunnelsyndrom in der Hauptsache durch eine anatomisch vorveranlagte Enge und zusätzliche mechanische Überlastung ausgelöst wird.

Karpaltunnelsyndrom und Schwangerschaft

schwangere FrauDie Schwangerschaft ist für viele Frauen nicht nur die schönste Zeit des Lebens, sondern auch die mit den größten hormonellen Schwankungen. Im Zuge dieser Hormonumstellung lagert der Körper einer werdenden Mutter vor allem im letzten Schwangerschaftsdrittel Flüssigkeit ein. Auch im engen Karpalkanal setzen sich Wassereinlagerungen fest, die zum Druck auf den Mittelarmnerv führen, weil weder der knöcherne Karpalkanal noch das zähe Karpaldach flexibel sind.

Betroffen sind bei schwangeren Frauen oftmals beide Hände gleichzeitig. Die Erkrankung beginnt mit Schmerzen im Bereich der Handgelenke und der Daumen, dazu kommen Taubheitsgefühle oder Erschlaffung der Finger. Warmes Sommerwetter und eine hohe Luftfeuchte begünstigen diesen Prozess zusätzlich.

Wassereinlagerungen verengen den Karpaltunnel zusätzlich

Durch die Wassereinlagerungen verengt sich der Karpaltunnel erheblich, es entsteht eine Dauerkompression auf den Nervus medianus, der in Folge gereizt und geschädigt wird. Nächtliche Schmerzen und Missempfindungen sind dabei besonders unangenehm, weil sie im ohnehin schon beschwerlichen letzten Drittel der Schwangerschaft den Schlaf rauben. Daher ist eine schnelle, sichere Diagnose für Schwangere besonders wichtig.

Eine zuverlässige Diagnostik umfasst dabei das Messen der Nervenleitgeschwindigkeit. Hierbei stellt der Neurologe fest, inwiefern der Nervus medianus schon beeinträchtigt ist und wie lange er benötigt, um entsprechende Impulse weiterzuleiten. Während das beginnende Karpaltunnelsyndrom mit speziell angefertigten Nachtlagerungsschienen behandelt werden kann, erfordert das fortgeschrittene Krankheitsbild in nahezu jedem Fall eine Operation. Dank moderner, minimalinvasiver Operationsverfahren und schonender Narkosen ist die chirurgische Behandlung des Karpaltunnelsyndroms heute auch während der Schwangerschaft möglich. Weiterführende Informationen zu den unterschiedlichen Operations- und Narkoseverfahren finden Sie im Menüpunkt Therapie.

Karpaltunnelsyndrom und Schilddrüse

Schilddrüse SonographieDas Karpaltunnelsyndrom ist häufig die Folge einer Schilddrüsenüber- oder Schilddrüsenunterfunktion. Im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es oftmals zum Verdicken der Bänder in Fuß- und auch Handgelenken. Die verdickten Bänder üben Druck auf den Karpalkanal aus, das unflexible Karpaldach engt den Mittelarmnerv ein und setzt ihn außer Gefecht.

Bei der Schilddrüsenunterfunktion lagert der Körper hingegen vermehrt Flüssigkeit ein, es bilden sich sogenannte Ödeme, also Einlagerungen von Wasser oder Lymphflüssigkeit. Ähnlich wie bei Flüssigkeitsansammlungen im letzten Drittel der Schwangerschaft verengen diese Ödeme den Karpalkanal und schädigen den Mittelarmnerv. Bei unspezifischen Schmerzen im Bereich der Handwurzel, auftretenden Missempfindungen und gleichzeitigem Vorliegen einer Schilddrüsendysfunktion muss das Karpaltunnelsyndrom dringend in Betracht gezogen werden. Wird die Schilddrüsendysfunktion behandelt, bilden sich in der Regel die Ödeme und damit auch das Karpaltunnelsyndrom zurück.

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