Karpaltunnelsyndrom – Therapie
Das Karpaltunnelsyndrom kann auf unterschiedliche Weisen therapiert werden, wobei in den meisten Fällen ausschließlich eine Operation eine tatsächliche Heilung des Nerven-Kompressionssyndroms bewirkt. Im Frühstadium können konservative, nicht operative Therapieansätze viele Beschwerden lindern. Auch alternative Heilmethoden und Hausmittel werden immer wieder angewandt, zumeist jedoch ohne dauerhaften Erfolg.
Konservative Methoden
Obwohl eine Operation in vielen Fällen unumgänglich ist, wird das Karpaltunnelsyndrom gerade im Anfangsstadium häufig konservativ behandelt. Zur konservativen Therapie gehören verschiedene Methoden, die symptomatisch auf das KTS einwirken, das heißt, in erster Linie werden die Auswirkungen bekämpft, nicht aber die Ursachen.
Oftmals verzögert die konservative Behandlung die Operation um bis zu zwei Jahre. Als erste Maßnahme der konservativen Behandlung verordnen Mediziner dem Patienten eine speziell angefertigte Nachtschiene, die nächtliche Bewegungen des Handgelenks einschränkt. Denn entgegen weit verbreiteter Meinungen bewegt sich der Mensch regelmäßg im Schlaf. Ziel ist es, mithilfe dieser Nachtlagerungsschiene sicherzustellen, dass die betroffene Hand nicht verdreht und verkrampft werden kann. Damit wird eine zusätzliche Kompression des Mittelarmnerves ausgeschlossen. Tagsüber sollten die Nachtlagerungsschienen nicht getragen werden, sie würden die Beweglichkeit der Hand nahezu komplett einschränken.
Stützbandagen für den Tag
Patienten, die auch tagsüber schon unter Schmerzen und Missempfindungen leiden, können stattdessen auf individuell angefertigte Stützbandagen zurückgreifen, die die Beweglichkeit des Handgelenks erhalten und den Karpalkanal dennoch stützen. Auf eine Selbstbehandlung mit zu fest angelegten Verbänden sollten Sie jedoch verzichten, da sie den Druck auf den Nervus medianus zusätzlich erhöhen würden.
Spezielle Schienen dehnen das Karpalband
Ein weiterer konservativer Therapieansatz stützt sich auf die sogenannten Dehnschienen. Diese Nachtschienen werden ähnlich wie eine Blutdruckmanschette um die Hand gelegt und aufgepumpt. Hierdurch wird der Karpalkanal aufgedehnt und das querliegende Band des Karpaldachs Schritt für Schritt gedehnt, sodass sich der gequetschte Nerv erholen kann. Die Prozedur ist wenig angenehm, verspricht jedoch die größte Chance auf langfristige Milderung der Beschwerden und der entzündlichen Prozesse.
Kältetherapie und Physiotherapie
Letztlich kommt auch eine mehrtägige Ruhigstellung mittels Gipsschiene zur konservativen Behandlung des Karpaltunnelsyndroms in Frage. Ergänzt werden können diese Behandlungsmethoden mit physiotherapeutischen Maßnahmen. Als wirkungsvoll erwies sich beispielsweise eine Kältetherapie, die die entzündlichen Aktivitäten mindert. Liegt keine Entzündung vor, kann ergänzend eine Wärmetherapie verordnet werden, die die Durchblutung des Gewebes fördert.
Medikamente gegen Schmerzen
Auch Medikamente unterstützen in der konservativen Behandlung den Heilungsverlauf. Verordnet werden zumeist Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Tramadol, aber auch Entzündungshemmer wie Diclofenac. In besonders schmerzhaften Fällen kann der Karpalkanal außerdem einmalig mir Cortison unterspritzt werden. Unterstützt wird die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms vor allem durch das Meiden langwieriger, monotoner Handarbeiten, wie sie beispielsweise beim Schreiben, Radfahren oder Telefonieren nötig sind.
Operative Methoden
Der operative Eingriff zur Beseitigung eines Karpaltunnelsyndroms ist längst standardisiert und kann in der Regel ambulant, also ohne Krankenhausaufenthalt, durchgeführt werden. Operiert wird beim KTS zumeist von spezialisierten Handchirurgen, entweder im OP-Trakt der eigenen Praxis oder in der handchirurgischen Abteilung eines Krankenhauses. Es haben sich zwei Operationstechniken durchgesetzt, wobei heute vorzugsweise minimalinvasiv operiert wird.
Minimalinvasive Operation per Endoskop
Bei der endoskopischen Operationstechnik wird unterseitig am Handgelenk, unmittelbar an der Handwurzel, ein kleiner, rund zwei Zentimeter langer Schnitt gesetzt. Durch diesen Schnitt führt der Operateur das Endoskop ein, an dessen Ende eine Kamera die innere Sicht auf das Operationsareal freigibt. Durch das hohle, schlauchartige Endoskop führt der Operateur nun ein winziges Skalpell ein, mit dem er das Karpaldach durchtrennt. Die gesamte Operation erfolgt unter vorher herbeigeführter Blutleere, um eine freie Sicht auf den Karpalkanal, das Gewebe und die Nerven zu gewährleisten. Nach der Durchtrennung des Karpaldachs wird der kurze Hautschnitt vernäht, die Fäden können nach zehn Tagen gezogen werden.
Schnellere Wundheilung
Vorteil des minimalinvasiven Verfahrens ist vor allem die schnellere Wundheilung, weil die Schnittfläche im Vergleich zur offenen OP deutlich kleiner ist. Auch wird beim endoskopischen Verfahren die Haut der Handfläche nicht durchtrennt, das heißt, die sensitiven Hautnerven der Hand bleiben erhalten.
Gegen das minimalinvasive Verfahren spricht die eingeschränkte Sicht des Operateurs, wobei erfahrene Chirurgen bei dieser Operation eine sehr geringe Komplikationsrate versichern. Dass die Komplikationsrate dennoch vergleichsweise höher und die Langzeitergebnisse hinsichtlich des Wiederauftretens eines KTS schlechter seien, wird immer mal wieder diskutiert, ließ sich aber letztlich nie konkret bestätigen. So begegnet man als Patient unterschiedlichen Operateuren mit unterschiedlichen Vorlieben für die Operationstechnik und kann ruhigen Gewissens sowohl die endoskopische als auch die offene Variante auswählen.
Offene Operation
Die offene Operation des Karpaltunnelsyndroms wird ebenfalls unter Blutleere des betroffenen Armes durchgeführt. Hierzu klemmt der Arzt den Arm in Höhe des Oberarmes mit einer Manschette ab, ähnlich wie beim Blutziehen. Das Blut kann nicht mehr bis zum Unterarm zirkulieren, es entsteht eine Blutsperre. Die Operation verläuft dann also unblutig, was dem Operateur eine optimale Sicht auf den Karpalkanal garantiert. Bei der offenen Operation wird in der inneren Hohlhand, also in der Handfläche, ein etwa drei bis fünf Zentimeter langer Schnitt angelegt, der vorzugsweise in einer der Handlinien verläuft.
Mithilfe einer Vergrößerungsbrille gewinnt der Arzt dann Sicht auf das Operationsareal. Auch bei diesem Verfahren wird das Retinaculum flexorum, also das straffe Band über dem Karpalkanal, gänzlich durchtrennt. Nach dieser Druckentlastung erholt sich der Nerv für gewöhnlich von selbst. Nur in seltenen und schwerwiegenden Fällen muss am Nervus medianus selbst manipuliert werden. Abschließend wird der Hautschnitt in der Hohlhand vernäht, auch hier können die Fäden nach rund zehn Tagen entfernt werden.
Eingriffe dauern nur wenige Minuten
Die offene Operation am Karpaltunnel ist, genau wie die minimalinvasive Variante, ein Standardeingriff, der nur einige Minuten dauert. Nach einer halben Stunde ist die OP für gewöhnlich überstanden. Die Risiken der offenen Variante liegen vorrangig darin, dass das Hautgefühl der Handfläche mitunter beeinträchtig bleibt, weil der längere Hautschnitt in diesem sensiblen Gebiet vernarbt. Vorteil ist dafür die freie Sicht auf das Operationsgebiet.
Beide OP-Techniken ziehen eine Arbeitsunfähigkeit von etwa 14 bis 40 Tagen nach sich, je nach beruflicher Tätigkeit und individueller Genesung. Die Heilung kann in beiden Fällen nach dem Ziehen der Fäden mit unterstützender Physiotherapie und Griffübungen mit Igelbällen begünstigt werden. Aber auch ohne diese Maßnahmen verläuft die Heilung meist erwartungsgemäß und die operierte Hand ist wieder vollständig hergestellt.
Narkose und Betäubung
Eine Vollnarkose ist heute weder bei der offenen noch bei der endoskopischen Operationstechnik nötig und kommt nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, beispielsweise wenn im Zuge der Spaltung des Karpaldachs noch ein weiterer, nicht zum Karpaltunnelsyndrom gehörender Eingriff erfolgen soll. In allen anderen Fällen wird die Operation unter Regionalanästhesie durchgeführt. Dabei betäubt der Arzt den gesamten Arm bis zur Schulter, um dem Patienten auch die Schmerzen zu nehmen, die die Manschette zum Erreichen der Blutleere verursacht. Die Regionalanästhesie kann intravenös in den Arm verabreicht werden oder als axilläre Blockade in der Axelhöhle direkt in den Plexus brachialis-Nervenknoten gespritzt werden. Im Rahmen der Blutsperre fließt das Betäubungsmittel anstelle des Blutes durch die Armvenen, sodass der ganze Arm schmerzfrei wird. Sehr nervöse Patienten bekommen zusätzlich ein Beruhigungsmittel gespritzt, auch ein leichtes Schlafmittel kann infrage kommen.
Alternative Methoden und Hausmittel
Es gibt keine Hausmittel, deren Wirkung das Karpaltunnelsyndrom nachweislich heilen oder die Beschwerden nachhaltig lindern kann. Dennoch schwören einige Patienten auf natürliche Hausmittel wie Arnikasalben oder Kältewickel. Das Krankheitsbild verschlimmert sich durch die Anwendung einer Arnikasalbe nicht, es kann aber auch nicht behoben werden. Im Idealfall verschafft das tägliche Einreiben der Karpaltunnelregion eine leichte Linderung der Schmerzen, weil ein massageähnlicher Effekt entsteht.
Auch Eiswickel tragen zur Schmerzlinderung bei, können den entzündlichen Vorgang jedoch nicht alleine heilen. Wenn Sie also bei sich Symptome bemerken, die auf ein Karpaltunnelsyndrom hinweisen, suchen Sie lieber einen erfahrenen Arzt auf, der mit diesem Krankheitsbild vertraut ist und Ihre individuellen Beschwerden zweifelsfrei diagnostizieren kann.